Unsere Kongresse bringen Wissenschafter*innen, Praktiker*innen, Stakeholder, Expert*innen, Studierende, Lehrende und Geschäftstreibende gemeinsam an einen Ort. Hier wird der State of the Art von relevanten Feldern präsentiert, neue Entwicklungen thematisiert und Zukunftsperspektiven diskutiert. Der Austausch, die Diskussion und der Input im internationalen Kontext machen die Kongresse des pflegenetz zu einem alljährlichen Highlight.
Im Interview: Harald Stefan
Interview von Claudia Kastner-Roth, Melanie Kramer
Sie sind im Jahr 2016 aufgefallen. Mit Ihrem Statement zum Streik der Wiener Ärztinnen und Ärzte haben Sie es mit Foto und Schlagzeile auf die Titelseite einer österreichischen Tageszeitung geschafft. Es zeugt von Courage, sich nicht nur hinter vorgehaltener Hand dagegen auszusprechen. Welche Reaktionen haben Sie erfahren und was haben Sie daraus gelernt?
Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich und gelernt habe ich, dass es eine große Berufsgruppe im Gesundheitswesen gibt, die sich mit Kritik sehr schwer tut.
Das Ziel der Wortmeldung war, eine uneingeschränkte Versorgung von Patientinnen und Patienten zu halten und nicht eine Berufsgruppe an den Pranger zu stellen. Durften Sie Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen, wie auch von Ärztinnen und Ärzten erfahren oder fühlten sich diese angegriffen?
Ein wichtiges und wertvolles Attribut in den Gesundheitsberufen ist es, dass sich Bedürftige uns anvertrauen und voller Hoffnung in unsere Hände begeben. Ihnen in Krisensituationen mit Streik zu begegnen, lehne ich ab. Zu sagen, es sei kein Schaden entstanden, obwohl Untersuchungen, Operationen etc. abgesagt wurden, empfinde ich nach wie vor wenig vertrauensfördernd. Viele Kolleginnen und Kollegen aus der Pflege haben mir mitgeteilt, dass sie meine Aussagen zu 100% unterstützen. Ärztinnen und Ärzte aus meinem Freundeskreis und teilweise aus meinem direkten Berufsumfeld konnten die Streikaufrufe durch die Ärztekammer nicht nachvollziehen. Einige haben sich aber offensichtlich angegriffen gefühlt. In einem Posting der Medien war zu lesen: „dieser Pfleger wird schon irgendwann einen Arzt brauchen….“ etc. Was damit gemeint ist, kann jede/r interpretieren, verrät aber für mich eine fragliche Ethik und Geisteshaltung. Ich bedauere, dass sich Ärztinnen und Ärzte von meinen Ausführungen sehr angesprochen fühlten, die tagtäglich eine hervorragende Leistung erbringen und die auch meine volle Wertschätzung haben
VON HARALD STEFAN
Viele Jahrzehnte wurde das Phänomen Aggression/Gewalt im Gesundheits- und Sozialbereich negiert. Es war wenig schick, dieses Thema auf der Tagesordnung zu haben und zu kommunizieren. Darüber zu sprechen wurde oftmals mit der eigenen Unzulänglichkeit in Verbindung gesetzt.
Mit dieser Haltung musste sich das Management nicht näher mit dem Auftreten von Aggression im Arbeitsalltag auseinandersetzen. Es war nicht nötig Strategien für den besseren Umgang zu erarbeiten, musste kein Geld investiert werden, um die Kompetenz der Mitarbeitenden zu stärken oder adäquate Sicherheitssysteme zu etablieren.
Phänomene der Gewalt strukturiert und systematisch zu bewältigen stellt die Institutionen vor eine umfassende Aufgabe. Wegschauen hilft nicht und beim Wegrennen holt einen das Thema nur etwas verzögert ein […]
VON ESTHER MATOLYCZ
Die Etablierung der Evidenzbasierung im Rahmen von Pflege darf für sich in Anspruch nehmen, (Erfolgs)Geschichte geschrieben zu haben. Längst steht außer Zweifel, dass es besser ist, das Tun, auf Evidenzen zu gründen, als auf Versuch und Irrtum, Ritualen, Behauptungen oder dem, was der oder die Vorgesetzte sagt. Die Alternativlosigkeit, in der evidenzbasiertem Handeln diese Möglichkeiten mitunter gegenübergestellt werden, waren an dieser Stelle schon Thema und sollen es hier darum nicht sein. Heute soll die Frage im Zentrum stehen, welche Sprache die Etablierung der Evidenzbasierung in der Pflege eigentlich spricht […]
VON GRÜNENTHAL GMBH
Die schmerzmedizinische Versorgung nach Operationen in Österreich ist wenig zufriedenstellend, erklärten Experten beim pflegekongress16 im Rahmen eines Symposiums des Schmerzspezialisten Grünenthal. Für eine Verbesserung der Situation sind drei Aspekte besonders wichtig: eine funktionierende Zusammenarbeit von Medizin und Pflege, der rasche Beginn einer adäquaten Behandlung sowie die aktive Einbindung der Patienten. Ein neues nicht-invasives System der patientengesteuerten Analgesie mit dem Opioid Sufentanil (Zalviso®) ist eine innovative therapeutische Option, die künftig einen wichtigen Beitrag zu einer besseren schmerztherapeutischen Versorgung leisten kann. Erste Erfahrungen in Deutschland und Vergleichsstudien zeigen hohe Zufriedenheit der Pflegekräfte im Umgang mit dem neuen System […]
VON SABINE FABACH
Menschen in Pflegeberufen leisten tagtäglich herausfordernde und verantwortungsvolle Arbeit. Die Frage, wie Pflegekräfte mit Engagement und Mitgefühl für die Gesundung ihrer Patientinnen und Patienten Sorgen tragen können und dabei selbst emotional und körperlich gesund bleiben, ist nicht immer leicht zu beantworten. Ich versuche, gestützt auf aktuelle Forschungen aufzuzeigen, dass Achtsamkeitsmethoden sowie Selbstfürsorge und Mitgefühl hier hilfreiche Mittel sein können […]
VON JULIA MOITZI
Die wachsende Komplexität der Gesundheitsversorgung erhöht die Nachfrage einer interprofessionellen Zusammenarbeit. Dahinter steht die Einsicht, dass die Perspektive der einzelnen Professionen nicht ausreicht, um eine umfassende patientinnen- und patientenzentrierte Behandlung gewährleisten zu können. Aktuelle gesundheitsbezogene Diskussionen legen in diesem Kontext zunehmend die Forderung einer Anpassung im Bereich der Ausbildung für Gesundheitsberufe nahe, in der ein interprofessionelles Lernen thematisiert wird.
VON SONJA SCHNEEWEISS
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Entwicklung einer schlanken und zeitsparenden Pflegedokumentation der pflegerischen Kernkompetenzen im Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien – Medizinischer Universitätscampus (AKH Wien).
2009 zeigte ein Audit, dass es an 78 Normalbettenstationen fast 70 unterschiedliche Dokumentationsarten gab. Dezentralisierung und ungeschriebene Gesetze wie „jede Patientin und jeder Patient braucht mindestens drei Pflegediagnosen“ oder „es muss immer ein Pflegebericht geschrieben werden“ haben die Dokumentationsspirale nach oben getrieben. Jetzt gibt es eine Regelung für alle Pflegebereiche. Für die 78 Normalbettenstationen sind Dekurs, Pflegeplanung und Dokumentationsvereinfachung vereinheitlicht. Die wesentlichen Kriterien sind strikte Trennung der pflegerischen Kernkompetenzen von den Kompetenzen bei medizinischer Diagnostik und Therapie (GuKG §§14,15) sowie die Möglichkeit von Dokumentationsvereinfachungen. Die Kriterien sind in der Richtlinie Pflegedokumentation AKH Wien beschrieben. Im ersten Kapitel werden ein Basisleistungspaket und die Mindestanforderungen an die Pflegedokumentation definiert, im zweiten Kapitel die Dokumentation des Pflegeprozesses […]
INTERVIEW MIT ESTHER MATOLYCZ
Nachdem in der letzten Ausgabe die einzelnen Bereiche der AWZ Soziales Wien GmbH kurz vorgestellt wurden, soll heute einer davon von innen gezeigt werden. Wie sieht die Ausbildung in der Pflegeassistenz ganz konkret aus, was bedeutet es, qualifizierte Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten auszubilden, vor allem: Was bedeutet es in einer Zeit, in der sich das Berufsbild maßgeblich verändert hat und weiter verändern wird?
Ein Interview mit Esther Matolycz, Direktorin der Ausbildungseinrichtung für Sozial- und Gesundheitsberufe (ASGB) an der AWZ Soziales Wien GmbH (AWZ) […]
VON GÜNTER FLEMMICH
Ungleichheiten gefährden die Demokratie, Vermögen reduziert das Wachstum, Rechtsgestaltung wird durch wirtschaftliche Interessen begrenzt, Abläufe standardisiert, Tätigkeiten geändert, neue Berufsfelder sollen entstehen, Ressourcen, Ausbildung und Personal wird reduziert, Gesundheit zum Mittel für Gewinn, soziale Sicherheit privatisiert, Mindestressourcen mutieren zu Höchstressourcen, leere Kassen führen zu Rationierung und Zweiklassenmedizin, keine Leistung ohne Geld […]
VON SONJA SCHEICHENBERGER, ANDREA LANGER UND MANFRED RATH
Der Schnabelbecher ist ein viel eingesetztes Hilfsmittel. Bei genauerer Betrachtung ist der Einsatz fachlich nicht unreflektiert zu empfehlen, da die Risiken und Nebenwirkungen beachtlich sind. Die Aufgabe des Speisenausteilens wurde im Rahmen der Umsetzung des Skill- & Grade-Mix an die Serviceassistenz übertragen. Eine Station im Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel (KHR) hat sich in diese Thematik vertieft […]
Die Lösung des Rätsel lautet: Deeskalation
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